Baidu: Das Google Chinas

Internetkonzern mit gigantischem Marktpotenzial

Viele Europäer haben den Namen Baidu noch nie gehört, zumindest für Aktieninvestoren kann sich das als Fehler erweisen. Bei Baidu mit Sitz in Chinas Hauptstadt Peking handelt es sich um einen der weltweit bedeutendsten IT-Konzerne, seit 2005 notiert das Unternehmen an der Börse. Insbesondere seit diesem Börsengang verzeichnet die 2000 gegründete Gesellschaft ein rasantes Wachstum beim Umsatz, beim Gewinn und bei der Mitarbeiterzahl.

Dieser Trend lässt sich leicht erklären: Baidu betreibt mit der gleichnamigen Suchmaschine das mit Abstand beliebteste Suchportal Chinas. In dem größten Land der Erde nimmt Baidu die gleiche marktbeherrschende Stellung wie Google in westlichen Staaten ein.

Orientierung an westlichen Vorbildern

Baidu lehnt sich beim Geschäftsprinzip stark an Google an. Die User und damit Werbeumsätze generiert das Unternehmen wesentlich mit seiner Suchmaschine, die ähnlich wie die US-amerikanische Variante durch einen leistungsstarken Suchalgorithmus auffällt. Durch die überzeugenden Suchergebnisse konnte sich Baidu massiv von den Konkurrenten absetzen, in China erreichte die Suchmaschine 2013 einen Marktanteil von 64,5 %.

Baidu kommt dabei zugute, dass Google aus verschiedenen Gründen auf dem chinesischen Markt kaum Fuß fassen kann. Unter anderem bereitet Chinas Zensurpolitik den US-Amerikanern erhebliche Probleme, einige Google-Dienste hat der Staat komplett gesperrt. Baidu arrangiert sich dagegen mit den Zensurbehörden.

Zudem profitieren die Chinesen von der längst erreichten Marktführerschaft, viele nutzen die Suchmaschine aus Gewohnheit. Darüber hinaus bevorzugen zahlreiche Chinesen im IT-Bereich genauso wie in anderen Wirtschaftssektoren einheimische Anbieter.

Zwischen Plagiat und Innovation

Baidu sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, Unternehmensideen aus dem Westen teilweise zu imitieren. Diese Vorwürfe lassen sich nicht komplett zurückweisen: So erinnert die Suchmaschine stark an Google, das gilt auch für die Einnahmequellen in Form von bezahlten Werbeanzeigen.

Auch das von Baidu initiierte Enzyklopädie-Projekt besitzt ein Vorbild, nämlich Wikipedia. Im Unterschied zu Wikipedia müssen sich Autoren bei Baidu Baike aber registrieren und Artikel werden erst nach einer Prüfung freigeschaltet. Trotz dieser Einschränkungen erfreut sich das Portal großer Beliebtheit und trägt zum weiteren Wachstum des Konzerns bei.

Es wäre aber falsch, Baidu nur auf das Imitieren zu reduzieren. Die Chinesen beweisen regelmäßig innovative Kraft, das trifft zum Beispiel auf die Brille Baidu Eye zu. Im ersten Moment scheint sie Google Glasses zu gleichen, es bestehen aber erhebliche Unterschiede. Baidu verzichtet auf ein Display, stattdessen erfasst die Brille Objekte per Kamera und gibt die gewünschten Informationen akustisch wieder.

Baidu mit Expansionsbestrebungen

Die Chinesen wollen sich nicht auf den heimischen Markt beschränken. Seit 2014 engagiert sich der Konzern in weiteren interessanten Ländern wie Brasilien, Thailand und Ägypten. Es fokussiert damit bevölkerungsreiche Staaten, in denen es neben Google Spielräume sieht. Eine Expansion nach Europa sieht Baidu dagegen nicht vor: Die Verantwortlichen glauben, auf diesen Märkten gegen den etablierten Marktführer Google kaum Chancen zu haben.

Gründer Robin Li: Einer der reichsten Chinesen

2000 fungierte Robin Li neben Eric Xu als Gründer von Baidu, heute verantwortet er als CEO die Geschäftspolitik. Seinem unternehmerischen Sinn und seinen IT-Kenntnissen verdankt der 1968 Geborene eines der größten Privatvermögen Chinas: Experten schätzen es auf einen Wert von 11 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen zum Unternehmen Baidu und zur Aktie.

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