Ein Blick in die 70er

Keine Liebesgrüße aus Moskau

Der Konflikt um die Ukraine lässt die Börsen nicht kalt.  Märkte mögen keine Un­sicher­heit. Kein Wunder, dass sich die Institutionellen zurückhalten und das Spektakel lieber von der Seitenauslinie betrachten. Solange die US-Institutionellen nur halbherzig investieren und selbst gute Quartalszahlen in der Mehrheit abverkauft werden, empfiehlt sich Zurückhaltung. Wir bleiben im defensiven Kapital­­­schutz-Modus.

Es hat längst gescheppert…

…hinter den Kulissen. Wer meint, bisher sei nicht viel passiert: Stimmt, aber nur wenn man auf die populären Indizes schaut. Ein Blick unter die Oberfläche zeichnet ein anderes Bild. Hinter der Indexfassade hat es viele Kurs­­­halbierungen gegeben. Prominente Unternehmen sind davor nicht gefeit. Darunter Namen wie Paypal oder Moderna. Aber auch Facebook, pardon Meta, oder Adobe müssen bluten.

Ein Blick in die 70er

Je mehr „Schaden“ die Korrektur in der Breite anrichtet, desto besser für den „Neustart“. Gemessen an den Korrekturen bis in die siebziger Jahre hinein passt der aktuelle Marktrückgang sowohl zeitlich wie auch vom Ausmaß her in diese Schablone.

Folgt der Markt dem „Drehbuch“, so steht uns mit hoher Wahr­scheinlichkeit ein Test / Unterschreiten des bisherigen Korrektur­tiefs bevor. Im Durchschnitt brauchte der Markt rund drei bis vier Monate, um sich aus dem Tal heraus zu kämpfen. Das ist die gute Nachricht.

Jetzt kommt das Kleingedruckte

Die Schlechte lautet, dass in einem von sechs Fällen die Korrektur überraschend in einen längeren Kursrückgang mündete, der durch eine US-Rezession ausgelöst wurde. Was auf dem Papier harmlos, vorhersehbar und vermeidbar klingt, kann im echten Leben Aktien­depots ruinieren und Anleger in den Wahnsinn treiben.

  • Falls Vorboten einer US-Rezession am Horizont auftauchen, heißt es sehr vorsichtig zu werden.
  • Mit Vorboten meine ich nicht das mediale Panikorchester oder Experten-Stalking,
  • sondern messbare Hinweise, die in der Vergangenheit gute Dienste geleistet haben. So wie ein negativer LEI (mehr dazu in der ständigen Rubrik weiter hinten) in Verbindung mit weiteren (volkswirtschaftlichen) Größen.

Der LEI ist mit jüngster Veröffentlichung vom Freitag in den negativen Bereich auf -0,3% für Amerika gefallen. Ein Hinweis zur Achtsamkeit. Mehr bisher nicht.

  • Eine hohe US-Rezessions­wahr­scheinlich­keit scheint aktuell nicht gegeben zu sein.

PS: Unserer Risiko­management bezieht sich direkt auf Aktien und benötigt die oben beschriebene primär volkswirtschaftliche Vor­gehens­weise nicht. Trotzdem habe ich ein Auge darauf, ob sich beide bestätigen. Eine Rezession wäre ein plausibler Grund, warum Aktien überraschend länger und tiefer fallen können, als momentan vorstellbar.

  • Aktienmärkte fallen vor offizieller Verkündung einer Rezession. Mit dem volkswirtschaftlichen Segen haben die Märkte das Tief vermutlich hinter sich.

Die nächsten Meilensteine sind

  1. Putin/Ukraine,
  2. die US-Noten­­bank­sitzung Mitte März (Zinserhöhung ja/nein)
  3. und die nächste US-Berichtssaison.

Quelle: Auszug aus den Investment Ideen vom 20. Februar 2022