Aktien-Masochismus

Je öfter Sie auf ihre Aktien schauen, desto schlechter fühlen Sie sich!

Psychofallen im Sekundentakt

Blinkende Bildschirme und Börsenschlagzeilen im Sekundentakt benebeln die besten Anleger. Die Börse ist ein Meister darin, immer den Gehirnteil in uns zu aktivieren, der unserer Rendite am meisten schadet.

Entschleunigung statt Aktionismus

Gehen Sie es entspannter an. Reduzieren Sie das Marktrauschen, ersparen Sie sich die ständigen Wasserstandsmeldungen der Experten. Analysieren Sie die Märkte nach Handelsschluss oder am Wochenende. Setzen Sie die getroffenen Entscheidungen konsequent um. Lassen Sie nicht zu, dass irrelevantes Börsengeplauder den gefassten Investmentplan gefährdet.

Mehr Qualität, mehr Zeit, mehr Rendite

Sie gewinnen Zeit für andere schöne Dinge des Lebens. Handeln Sie nur die besten Chance-/Risikoverhältnisse. Die Börse ist eines der wenigen Tätigkeitsfelder, wo durch weniger mehr erreicht werden kann. Das Pareto Prinzip ist auf Ihrer Seite.

Mehr Schmerzen, bitte!

Können Sie haben: Der Schmerzverstärker heißt Risikoaversion! Die Behavioral Finance hat herausgefunden, dass Verluste doppelt so stark schmerzen, wie wir uns über Gewinne freuen können. Je öfters Sie auf ihre Aktien schauen, desto größer der Schmerz. Je langfristiger Sie es angehen, desto erquickender. Wieso?

Die Schmerzformel

Betrachten wir das US-Aktienbarometer S&P500. Langfristig ging es aufwärts. Die Gewinnwahrscheinlichkeit lag bei 100 Prozent. Je kürzer der Anlagehorizont, desto geringer die Gewinnwahrscheinlichkeit.

S&P500 langfristig aufwärts

Halten wir fest:

  1. Der Langfristanleger wurde für sein Sitzfleisch belohnt. Erfolgsquote 100 Prozent.
  2. Schichtete man täglich um, lag die Gewinnwahrscheinlichkeit bei etwa 50 Prozent.
  3. Handelte man monatlich, pendelte sich die Erfolgsquote auf rund 60 Prozent ein.
  4. Bei Jahresbetrachtung steigt die Gewinnwahrscheinlichkeit auf 70 Prozent.

Ermittlung des Schmerzfaktors

Die Handelsfrequenz wird gleichgesetzt mit der Beobachtungshäufigkeit.

  • Verlustwahrscheinlichkeit x Handelsfrequenz x Risikoaversion

Bei einer 10-jährigen Anlagedauer ergibt sich für die obigen Szenarien:

  1. Langfristanleger: 0 x 1 x 2 = 0
  2. Täglich: 0,5 x 250 Börsentage x 10 Jahre x 2 = 2500
  3. Monatlich: 0,4 x 12 Monate x 10 Jahre x 2 = 96
  4. Jährlich: 0,3 x 10 Jahre x 2 = 6

Wer börsentäglich (Punkt 2) auf sein Depot schaut, erleidet 26 Mal mehr Schmerzen (2500/96) gegenüber einer entschleunigten monatlichen Sichtweise (Punkt 3). Gegenüber einer jährlichen Sichtweise (Punkt 4) sogar das 416fache. Autsch!

Das Rechenbeispiel ist eine Vereinfachung, aber es verdeutlicht die Tendenz, dass Overtrading psychologisch und finanziell eine (zu) große Herausforderung ist. Die Kunst besteht darin, dass persönliche Wohlfühlniveau mit dem passenden Tempo zu finden, bevor die Börse das Kapital aufgefressen hat. Mein Tipp: Klein anfangen und erst steigern, wenn die Erfolge nachhaltig sind.

1 Kommentar