Superaktien und Faulpelze

Das Temperament von Aktien

Es wird viel berichtet über Aktien. Die Medien sind voll von Experten, Bedenkenträgern, Fachbegriffen, Crashgurus, Volatilität, Millionär in drei Tagen…

Leider geht ein wichtiges Thema in dem Rummel unter. Es ist ein altes Thema, aber zeitlos für den Aktienerfolg: Aktienkategorien

  • Es hilft zu verstehen, warum man bei manchen Aktien Geduld haben sollte, während man bei anderen jeden Tag auf dem Sprung sein muss.
  • Es hilft zu verstehen, warum manche Aktien sehr stark steigen können, während andere jede Hoffnung pulverisieren.
  • Es hilft zu verstehen, warum ehemalige Top-Aktien nicht mehr steigen oder warum neue Stars altgediente Veteranen ablösen.

Es geht um das Temperament von Aktien.

Aktien mit Charakter

Es klingt komisch, aber wer die Eigenarten berücksichtigt, gibt den Aktienfavoriten die notwendige Zeit, um Gewinne reifen zu lassen. Bei einer Stericycle beispielsweise muss man viel geduldiger sein als bei einer Ubiquiti. Beide Aktien ticken anders. Wer beide Aktien mit der gleichen Strategie handelt, macht sich das Anlegerleben schwer.

Wachstum, Wachstum, Wachstum

Schnelles Wachstum hilft den Kursen auf die Sprünge. So ist es kein Wunder, dass eine große Siemens sich gemächlich bewegt, während beispielsweise eine junge, aufstrebende Michael Kors nach oben schießt. Beide Unternehmen könnten nicht unterschiedlicher sein.

Siemens versus Michael Kors

  • Aktien von Großunternehmen bewegen sich in kleinen Schritten. Für Großunternehmen ist es mathematisch unmöglich, den Gewinn permanent zu vervielfachen.
  • Bei kleineren Unternehmen sehr wohl, da die Ausgangsbasis absolut betrachtet deutlich niedriger liegt. Die dynamischen Bewegungen vollführen die kleinen Werte.
  • Da gerade schnelles und hohes Gewinnwachstum den Kursen auf die Sprünge hilft, ist es keine Überraschung, dass ein Großunternehmen wie Siemens seinen Aktienkurs nicht so schnell steigern kann wie es eine kleine, aber aggressiv wachsende Firma vermag (Basiseffekt).
  • Kleinere Unternehmen können bei guter Geschäftslage aufgrund des Basiseffektes ihre Gewinne relativ stark steigern. Der Aktienkurs profitiert in der Regel überproportional davon.
  • Das dynamische Gewinnwachstum ist gleichzeitig die Achillesferse. Schwächt es sich ab oder verlieren die Investoren den Glauben daran, sind Kurskapriolen vorprogrammiert.

Roadster, Limousine oder Geländewagen?

Die unterschiedliche Unternehmenssituation prägt den Kursverlauf. Je nach Anlegermentalität, Risikobereitschaft und Renditeerwartung sollte man die zu einem passenden Aktientemperamente berücksichtigen. Ein Förster wird mit einem Ferrari auf Waldwegen keinen Spaß haben, genauso wie der sportliche Fahrer mit einem Laster nicht bei der Formel 1 gewinnen wird.

Welcher Aktientyp darf es sein?

Jeder Anleger ist anders. Für den Anlageerfolg ist es sehr wichtig, nur Aktien zu berücksichtigen, die vom Kurs- und Risikoverhalten zu einem passen. Das herauszufinden kann Jahre dauern. In Krisenzeiten kommt der Aha-Effekt schneller, wenn die Börse unsere Grenzen testet.

Jede Aktienkategorie muss anders angepackt werden

Aktien mit einem ähnlichen Kursverhalten lassen sich in Kategorien einteilen. Sehr oft weisen die Unternehmen derselben Aktienkategorie ähnliche Merkmale auf. Ein unschätzbarer Vorteil bei der Aktienselektion. Nur auf einen Chart zu schauen und daraus eine Aktienkategorie abzuleiten, reicht nicht. Erst die intensive Analyse der Fundamentaldaten in Kombination mit dem Kursverhalten rundet das Bild ab.

Aktienkategorien nach Peter Lynch

Aktienkategorien nach Peter Lynch

Es gibt zahlreiche Methoden, Aktien zu klassifizieren. Mir gefällt die Systematik des legendären Fondsmanagers Peter Lynch. Demnach lassen sich die meisten Aktien in sechs Kategorien einteilen:

  1. Wachstumsstarke Aktien
  2. Stetige Aktien
  3. Wachstumsschwache Aktien
  4. Substanzaktien
  5. Zyklische Aktien
  6. Turnaround-Aktien

Ad 1-3: In den ersten drei Kategorien ist Wachstum die treibende Kraft. Damit ist nicht nur das Gewinn- und Umsatzwachstum gemeint.
Ad 4: Bei Substanzaktien handelt es sich um Firmen mit umfangreichem Betriebsvermögen, das günstig bewertet ist. Der Gedanke des Value-Investment ist nicht fern.
Ad 5: Zyklische Aktien schwanken im Rhythmus der Konjunktur. Timing ist alles.
Ad 6: Bei Turnaround-Aktien läuft etwas gründlich schief. Es ist eine Wette darauf, dass die „unlösbaren“ Probleme gelöst werden. Der Aktienkurs hüpft zwischen Himmel und Hölle.

  • Im i² kostolany legen wir den Schwerpunkt auf Aktien der Kategorie 1, die zusätzlich über eine außergewöhnliche Marktstellung und besondere Qualität verfügen.
  • Im i² investor konzentrieren wir uns auf Qualitätsaktien. Diese Spezies kommt primär in der Kategorie 2 vor.
  • Im i² spezialitäten widmen wir uns Spezialsituationen starker Firmen. Prinzipiell können hier alle Kategorien vorkommen, aber Qualität ist entscheidend.

Nichts währt ewig

Firmen bleiben nicht in der gleichen Aktienkategorie. Microsoft beispielsweise hat im Silicon Valley als unbekannte Wachstumsaktie (1) angefangen, ist über die Jahre groß geworden zu einer stetigen Aktie (2), zahlt inzwischen eine großzügige Dividende, verfügt über reichlich Barmittel und beherrscht den Markt, der dem Giganten (Basiseffekt) nur noch ein mäßiges Gewinnwachstum beschert (3). Die Evolution der Kategorien findet sich im Kursverlauf wieder. Der Microsoft-Chart spricht Bände.

Darwinismus bei Aktien

Prägen Sie sich den Chart gut ein. Wenn Sie tausende von Charts durchgehen, werden Sie auf ähnliche Stories stoßen. Die Evolution einer Firma spiegelt sich im Kursverlauf und der Aktienkategorie wieder. Das ist der Grund, warum es heute bei einer Microsoft gemächlicher zugeht. Erwarten Sie keine Kursexplosion wie zur Sturm und Drang Zeit in den 80er/90er Jahren (Aktienkategorie 1).

Microsoft nach Sturm und Drang Zeit

Noch ein prominenter Übergang – Apple

Bei Apple werden wir Zeuge des holprigen Übergangs einer fantastischen Firmengeschichte mit außerordentlichem Gewinnwachstum und hohen Margen (1) hin zu einer stetigen Aktie (2).

Apple Superaktie

Den Übergang haben Anleger Ende 2012 schmerzlich erfahren, als Apple von 670 USD auf 380 USD fiel. Angelockt durch das gesunkene KGV tappten Anleger in die Falle. Wenn Aktien aus der Kategorie eins in die Kategorie zwei übergehen, sind niedrigere KGVs normal, also kein ausreichender Kaufgrund. Hüten Sie sich vor der unreflektierten Anwendung der niedrige-KGVs-sind-gut-Falle.

Bevor Apple der technologische Durchbruch gelang, war die Firma fast pleite. Apple war eine von tausend Hoffnungsträgern im Silicon Valley. Apple hat es geschafft. Geschichten wie Apple oder Microsoft wird es immer wieder geben. Sie im Frühstadium zu entdecken, ist so wahrscheinlich wie der Lottohauptgewinn.

Siegeraktien lieben Kategorie eins

Superaktien lieben Kategorie 1

Warum sollte man trotzdem noch solchen Wachstumsaktien suchen? Weil auch nach der Frühphase außergewöhnliche Kursgewinne möglich sind. Und wo findet man am ehesten solche Ausnahmeaktien? In der Aktienkategorie 1. Deshalb führen wir das i² kostolany.

Die nächste Apple

Verstehen Sie mich nicht falsch: die „nächste Apple“ zu finden wäre fantastisch, aber es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Es ist ein großer Erfolg, wenn man das Kurspotential von bekannten Wachstumsaktien wie Amazon oder Facebook ausreizt, solange die Story intakt ist.

Leider buckeln solche Aktien wie ein wilder Hengst. Sie sprengen mit ihren Kurskapriolen jedes Risikomanagement. Wer weiß, vielleicht ist sogar irgendwann die nächste Apple darunter. Sicher ist man leider erst hinterher.

Das Thema Aktienkategorien führe ich gerne in den nächsten Investment Ideen fort. Damit es keine akademische Trockenübung wird, ergänze ich es um konkrete Aktienbeispiele in Chartform. Bilder sagen mehr als tausend Worte.

Die Fortsetzung der Serie Aktienkategorien: