Ritt auf der Rasierklinge

US-Notenbank sucht den Königsweg

Auf der Pressekonferenz am 4. Mai äußerte sich FED-Chef Jerome Powell über die Lage der US-Konjunktur und Sichtweise der Noten­bank. Die nächsten Zinsschritte würden 50 Basispunkte betragen, sofern sich deren Einschätzung des Umfeldes nicht wesentlich ändert.

Inflationsbekämpfung first

Der Arbeitsmarkt und die US-Wirtschaft seien robust genug, so dass das wahrscheinlichste Szenario eine weiche Landung sei. Man würde sogar eine Rezession riskieren, um die Inflation zu be­kämpfen.

Die Notenbank steckt in dem Dilemma, die Zinsen ausreichend anzuheben, um die Inflation wirksam bekämpfen zu können. Auf der anderen Seite bedeuten höhere Zinsen Gegenwind für Wirtschaft und Aktienmärkte.

  • Wie hoch müßten die Zinsen sein nach althergebrachter FED-Methodik? Wendet man die Taylor­sche Regel auf die jüngsten Inflationszahlen an, wäre 8% eine mögliche Ziel­größe.

8% Habenzinsen wären fantastisch für Sparer. Realistisch ist das nicht, es sei denn man riskiert einen Finanzkollaps und gesellschaft­liche Unruhen. Ein Blick in die Geschichte staatlicher Verschuldungs­orgien mahnt zur Acht­samkeit. Ein Staat kann niemals Pleite gehen. Privat­leute, Selbständige und Unternehmen schon.

Der Staat kann sich bei seinen Bürgern auf vielfältige Weise be­dienen. Netter ausgedrückt: Entschulden, Millionärssteuer, Lasten­­­aus­gleich, Infrastruktur­abgabe, XYZ-Hilfsfonds usw. Haupt­sache man gibt dem Kinde einen wohl klingenden Namen, der von der Mehrheit der Wähler akzeptiert wird.

  • Ich bin nicht gegen Steuern und sinnvolle Solidarbeiträge, aber bitte mit Augenmaß. Je mehr Melkkühe geschlachtet werden, desto weniger bleibt zum verteilen.

Ritt auf der Rasierklinge

Wahrscheinlicher erscheint mir für die kommenden Jahre, dass auf verbaler Ebene die Inflationserwartungen gedämpft werden und in­offiziell eine negative Realverzinsung willkommen bleibt. Solange die Mehrheit der Bevölk­erung die schleichende Vermögens­umverteilung unterschätzt, ignoriert, nicht erkennt oder un­angenehm „spürt“, wird weiter­gemacht wie bisher.

Je höher die negative Realverzinsung, desto besser für die Schulden­ des Staates. Eine „elegante Umverteilung“ zu Lasten der Sparer und fleißigen Bürger. In dem Szenario scheinen Sachwerte (Aktien dito!) und eine Kleinigkeit physisches Gold, eventuell weitere Edelmetalle als Beimischung, unverändert eine kluge Über­legung zu sein.

Quelle: Auszug aus den Investment Ideen vom 8. Mai 2022

Aktien auf Pump