Kalkulieren Sie als Restrisiko im Bodenbildungsprozess ein, dass die US-Notenbank den Aktienmarkt nicht in Watte packt und dieser mehr leidet als erwartet.
Sehr geehrte Damen und Herren, das Jahr 2022 hat es in sich: Inflation, Krieg, Energieknappheit, Ölpreis, Leitzinsdiskussionen, Lieferkettenstörungen, Covid, Regelungswut und politische Traumschlösser.
Taiwan nächste Ukraine?
Am Horizont tauchen neue Spannungen im Welthandel und um Taiwan auf. Ein starker Dollar bedroht die Schwellenländer und „Europas starker Mann“ Deutschland ist stark im Gendern, Besteuern und der Rechtschreibreform.
Mehr Eigenverantwortung…
Die Basis unseres Wohlstandes, die soziale Marktwirtschaft, ist zu einem wuchernden Semisozialismus verkommen. Eine Staatsquote jenseits der 50 Prozent in Deutschland und der Glaube, alles von oben herab am Schreibtisch regeln zu können, beschleunigt den Wohlstandsverlust. Wir Deutsche mit unserer geteilten Vergangenheit sollten es besser wissen, wohin ideologische Träumereien eines „Politbüros“ führen können.
…und Sachverstand bitte!
Populistische „Lösungen“ wie Mietpreisdeckel oder Übergewinnsteuer klingen verführerisch, kurieren jedoch nicht die Probleme. Im Gegenteil, sie zeugen von fehlendem wirtschaftlichen Sachverstand und verschlimmern die Situation – langfristig. Die haftungsfreien Entscheider haben dann vermutlich langst abgedankt und entziehen sich der Verantwortung. Die Zeche zahlt das Volk, nicht der Staat.
Kampf dem Finanz-Alphabetismus
Der beste Schutz gegen solche Entwicklungen ist ein aufgeklärtes Volk mit einer soliden wirtschaftlichen Ausbildung von Schulbeginn an. Leider scheint es daran gewaltig zu hapern: Viele Bürger schenken in gutem Glauben ausgerechnet denjenigen Gehör, deren einfache Lösungen verlockend klingen, aber leider langfristig unsere Situation und die Lebensumstände der nachfolgenden Generationen verschlimmern. Hoffentlich irre ich mich.
Überzieht die US-Notenbank?
Auf dem Wirtschaftssymposium in Jackson Hole soll sich der Fed-Vorsitzende Jerome Powell geäußert haben, dass die Zinssätze höher bleiben könnten, um das Wachstum zu verlangsamen, was auch für Haushalte und Unternehmen schmerzhaft sein würde. Das war vor zwei Wochen. Die Aktienmärkte legten prompt den Rückwärtsgang ein.
Aktienmarkt nicht im FED-Vollkaskomodus
Das erinnert mich an die Vorgehensweise der US-Notenbank in der Finanzmarktkrise im Jahr 2008. Erst als es in der Realwirtschaft zu existenzbedrohenden Entwicklungen kam (die Liquidität am Kreditmarkt trocknete aus, Banken trauten sich untereinander nicht mehr, die Investmentbank Lehmann brach zusammen, weitere Großbanken standen am Abgrund) wurden die Geldschleusen ohne Limit geöffnet. Von der Bankenrettung profitierte „nebenbei“ der Aktienmarkt.
Quelle: Auszug aus den Investment Ideen vom 11. September 2022