Wegen der hohen Staatsverschuldung befinden sich die Notenbanken in einem Dilemma: Auf der einen Seite müßten die Leitzinsen deutlich angehoben werden, um die Inflation in den Griff zu bekommen.
Auf der anderen Seite belasten höhere Zinsen die Wirtschaft und die Bedienbarkeit der Staatsschulden. Zu lange schon leben viele Staaten, Parteien und Konsumenten über ihre Verhältnisse.
Billiges Geld, stets verfügbar aus der Druckerpresse ohne Augenmaß für reale Gegenwerte, hat zu einem Schlendrian in Wirtschaft und Gesellschaft geführt. Expansive Geldpolitik hat ihre Berechtigung. Sie ist jedoch kein Allheilmittel für alle Probleme in der Welt. Die Dosis macht das Gift.
In der Finanzmarktkrise 2008/09 wurde mit der Bankenrettung vermutlich der Zusammenbruch des Finanzsystems abgewendet. Schnell gewöhnte man sich an die finanzielle Wundertüte der Druckerpresse. Ideologische Träume, Prestigeprojekte und Wahlgeschenke kennen keine finanzielle Grenze mehr.
Ebenso verlockend ist es, jedes wirtschaftliche Problem mit Schmerzmitteln zu übertünchen, statt via harter Tour die Selbstheilungskräfte des Marktes das Übel an der Wurzel bekämpfen zu lassen.
Demokratie und soziale Marktwirtschaft sind die Basis unseres Wohlstands. Umso erschreckender wie beides sehenden Auges in weiten Teilen Europas erodiert.
Abbildung: Die Währung eines Landes sagt viel über dessen Stärke aus. Der schwache Euro, der im Betrachtungszeitraum rund zwanzig Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren hat, ist die Quittung für die semisozialistische Wirtschaftspolitik der Brüsseler Bürokraten & Co.
Vom starken zum kranken Mann Europas
Die Wirtschaft in Deutschland wird seit einem Jahrzehnt erfolgreich torpediert. Ausufernder Staatsdirigismus (Staatsquote inzwischen über 50% in Deutschland) und semizozialistische Marktwirtschaft gehören zur gelebten Praxis. Seit den Corona-Lockdowns und mit der Sanktionspolitik gegenüber Russland nimmt die Deindustriealisierung des Industrielandes Deutschland Fahrt auf.
- Aktionäre können, was den wirtschaftlichen Aspekt angeht, auf attraktivere Länder ausweichen oder verprügelte europäische Aktien einsammeln.
Gelenkte Marktwirtschaft
Die Folgen der staatlichen Regelungswut und „zu lange über den Verhältnissen leben“ spüren wir in vielen Bereichen. Leider liegen Ursache und Wirkung zeitlich häufig weit auseinander und sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Ohne sorgfältige Analyse sind dank Populismus, Interessenpolitik oder Vorurteile schnell die genehmen „Schuldigen“ gefunden. Eine differenzierte, für Außenstehende nachvollziehbare Bewertung bleibt auf der Strecke – oder ist gar unerwünscht.
- Die Rechnung zahlen wir und nachfolgende Generationen in Form von Wohlstandsverlusten und Reibereien. Leider gehören diese inzwischen (nicht nur) in Europa zur Tagesordnung.
- Die finanzielle Eigenvorsorge wird immer wichtiger. Ein internationales Aktiendepot gehört dazu.
Der respektvolle Umgang mit anderen Meinungen, der konstruktive Disput und das friedliche Miteinander auf Basis humaner Werte erlebt gerade nicht ihre Glanzzeit.
Easy Money, kaum Ursachenbekämpfung
In Großbritannien will der neue Finanzminister Kwarteng Unternehmen und Bürger über eine niedrigere Besteuerung, Sozialabgaben und Zuschüsse entlasten. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber Geschenke kosten. Was die einen freut, belastet die anderen in den kommenden Jahren mit mehreren hundert Milliarden Pfund.
Die schwache Währung ist Spiegelbild der Politik. Mit der Spendierlaune (gut für die Wiederwahl) bekommt die Inflation Futter und bereitet den Boden für höhere Lebenshaltungskosten auf der Insel.
Wer sein finanzielles Wohlergehen selbst in die Hand nimmt, kann dem Kaufkraftverlust entgegenwirken.
Quelle: Auszug aus den Investment Ideen vom 9. Oktober 2022