Wir Börsianer denken gerne in Zeitabschnitten: Dekade, Jahres-Hoch, Monatssieger, Tagesverlierer. Ebenso scheinen uns runde Zahlen anzuziehen: Dow Jones 10.000, 50 oder 200 Tage Gleitender Durchschnitt. Kursniveaus erhalten eine besondere Bedeutung. Prominentes Beispiel ist der Einstiegskurs zu dem man kauft. Fällt die Lieblingsaktie darunter, bleibt man ihr treu bis zum Untergang. Psychologen können ein Lied davon singen.
Abbildung oben: Die Big Player Solarworld und Q-Cells fielen vom Himmel als Solaraktien „garantierte“ Aktiengewinne versprachen. Die rechte Skala zeigt die prozentualen Kursverluste seit 1.1.2008.
Eine andere Eigenart ist es, gegen Jahresende sich Gedanken über die Zukunft zu machen: Wie verläuft das kommende Börsenjahr? Welche Länder, Branchen oder Anlageklassen werden profitieren? Welche sollte man meiden oder leerverkaufen?
Wenn kapitalkräftige Adressen wie große institutionelle Investoren neue Ziele in der strategischen und taktischen Asset Allocation festlegen, können dadurch neue Trends entstehen. Dieses Phänomen beobachte ich häufig in den ersten Wochen eines neuen Börsenjahres.
Man sollte sich davor hüten, ohne kritische Überprüfung gut gelaufene Börsenthemen des alten Jahres einfach fortzuschreiben. Heikel wird es, wenn das Thema längst in aller Munde ist und Titelblätter beherrscht. Da Aktienkurse der Nachrichtenlage weit voraus laufen, kann es zu unangenehmen Überraschungen führen. So wie bei den Solaraktien Anfang 2008, die heiß angepriesen wurden.
Darum ist es in den ersten Wochen des Jahres so wichtig, dass Distributions- und Akkumulationsverhalten der großen Adressen zu beobachten. Neben dem Kurs- und Umsatzverhalten hilft ein Blick ins Orderbuch. Entschließen sich Fondsmanager eine strategische Aktienposition neu aufzubauen, treiben deren Käufe über Wochen den Titel. Wird dagegen ein Unternehmen komplett aus dem Portfolio liquidiert, hat es die Aktie schwer.
Wenn Sie nicht zufällig in einem Unternehmen beschäftigt sind, wo Sie aus erster Hand eine bahnbrechende Entwicklung vermuten, bleibt fast nur das Kursverhalten der Aktie im Verhältnis zur Nachrichtenlage zu beobachten. Sind die guten Nachrichten offiziell, ist der erste Kursschub längst gelaufen.
Handelt es sich dabei um längerfristig (fundamental) treibende Kräfte, sollte man den Wert intensiv verfolgen und auf eine Konsolidierung warten. Verhält sich die Aktie weiterhin bullisch, kommt Sie auf meine Favoritenliste. Für einen Kauf in mein Portfolio hat sie nur eine Chance, wenn sie sich im „Beauty Contest“ mit anderen favorisierten Aktien durchsetzt.