Jeder Aktionär sollte immer ein Auge auf die Weltleitbörse an der Wall Street haben. Trotz China und anderer aufstrebender Staaten werden dort wichtige Signale für die Weltmärkte gesetzt. Mit der Finanzmarktkrise hatte sich die Gewinnsituation der US-Firmen dramatisch verschlechtert. Die „Earnings“ der im US-Börsenindex S&P 500 enthaltenen Unternehmen waren auf ein historisches Vorkriegstief gefallen. Langsam normalisiert sich die Situation.

Ebenso sollten Aktionäre die mächtige US-Notenbank (FED) auf dem Radarschirm haben. Betreibt die FED eine Politik, die die Märkte unterstützt, oder drohen von hier Gefahren? In einer seiner letzten Rede verteilte der der Notenbankchef Beruhigungspillen für die Märkte. Offensichtlich möchte er nach der überraschenden Diskontsatzerhöhung den Spekulanten den Wind aus den Segeln nehmen. Befürchtungen über eine straffere Geldpolitik könnten den Zins nach oben katapultieren und das zerbrechliche Wirtschaftswachstum abwürgen.

Die Fed halte es angesichts der aktuellen Konjunkturlage für angebracht, die Zinsen für eine “längere Periode” auf “außergewöhnlich niedrigem Niveau zu belassen”, sagte Ben Bernanke, der oberste US-Währungshüter, gestern bei einer Parlamentsanhörung. Die Erholung der Wirtschaft befinde sich erst am Anfang, fügte er hinzu.

Quelle: Handelsblatt Online vom 24.02.2010, Ben Bernanke verspricht weiter niedrige Zinsen, Autor Rolf Benders

Angesichts dieser Äußerungen und „laschen“ Maßnahmen kann man nicht von einer strafferen Geldpolitik sprechen, sondern von einem kleinen Schritt in Richtung „Normalisierung“. Den Aktienmärkten droht von dieser Seite aktuell keine Gefahr. Im Gegenteil.

Wann wird die Gelddruckmaschine wieder angeworfen?

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Märkte in nicht allzu ferner Zukunft wieder mit frischer Liquidität geflutet werden angesichts drohender Staatspleiten und einer zerbrechlichen Konjunktur in den alten Industrienationen. Sollte sich die Politik für diesen Weg entscheiden, sind Substanzwerte weiterhin die erste Wahl. Dazu gehören Aktien, Edelmetalle, Land oder auch erstklassige Immobilien. Für mich heißt das, darauf zu achten, welchen Weg die Politiker in den nächsten Monaten bzw. Jahren tatsächlich gehen werden und die Reaktion der Märkte einzuschätzen.

Die politische Alternative einer Inflationierung wäre ein strikter Sparkurs ohne Kreditexzesse, der Einnahmen und Ausgaben wieder ins Lot bringt. Was harmlos klingt, dürfte einen sehr schmerzhaften wirtschaftlichen Bereinigungsprozess auslösen, der in gesellschaftlichen Unruhen münden kann. Nur, welcher Politiker will das riskieren? Die zerstörerischen (und schöpferischen) Kräfte einer Deflation stellen jeden Staat, jedes Individuum auf eine harte Probe.

Ich rechne deshalb mit einer Renaissance der Notenpresse und der Politik des leichten Geldes. Warten wir es ab, ob die Politik diesen Weg wählt. Erwarten Sie jedoch nicht, dass eine Inflationierung öffentlich breitgetreten wird. Hier wird man sehr genau zwischen den Zeilen lesen müssen und auf die Zeichen des Marktes achten.