Kupfer ist in Rekordlaune. Mehr als 10.000 US-Dollar muss man an der Londoner Börse auf den Tisch legen. Handelt es sich um eine Spekulationsblase oder steckt mehr dahinter? Die Antwort wird Sie vielleicht überraschen.
Kupfer ist so wertvoll geworden, dass Dachrinnen verschwinden oder ganze Kupfertrommeln entwendet werden. Das Geschäft mit den Metallen blüht. Davon wissen Schrotthändler ein Lied zu singen. Musikdudelnde Schrottsammler sind in den Straßen keine Seltenheit mehr.
Die Kupfernachfrage hängt stark von der Weltkonjunktur ab. Floriert die Wirtschaft, prosperiert Kupfer. Kupfer gilt als Frühindikator, da das Industriemetall ein unverzichtbarer Basisrohstoff ist, der schon in den ersten Produktionsstufen eingesetzt wird. Ein verlässlicher Indikator. Meist zuverlässiger als die Prognosen der Experten. Das die Weltwirtschaft boomt, wenn auch regional sehr unterschiedlich, hat mittlerweile der letzte Skeptiker mitbekommen. Der Kupferchart spricht Bände.
Dennoch, ein Aufwärtstrend ist keine Einbahnstraße. Zwar läuft er bekanntlich länger als man denkt – es müssen nur genügend Käufer daran glauben, aber ohne fundamentale Unterfütterung baut sich eine Blase auf. Blasen platzen irgendwann. Geht Kupfer die Luft aus?
Ein beliebtes Argument sind die bösen Spekulanten. Und tatsächlich. An den Warenterminmärkten war es ein offenes Geheimnis, dass JP Morgan umfangreiche Kupferkontrakte hielt. Genau. Hielt. Die Kontrakte bestehen nicht mehr in dieser Größenordnung. Hat es dem Markt geschadet? Kam es zu Kursturbulenzen? Nein. Von Seiten der Spekulanten droht keine Gefahr. Wie sieht es mit der Realität aus?
Der Preis wird dominiert durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Bereits im letzten Jahr gab es ein Angebotsdefizit im sechsstelligen Tonnenbereich. Nach Einschätzung führender Rohstoffhändler wird sich daran in 2011 nichts ändern. Im Gegenteil. Es kann sich auf das Doppelte ausweiten.
Eng damit verknüpft ist der Rohstoffbedarf Chinas und der Weltwirtschaft. Es gibt Anzeichen, dass bei einigen großen Kupferproduzenten die Produktion stagniert bzw. sogar schrumpft. Vor dem Hintergrund nicht aufgefüllter Lager, einer robusten Weltwirtschaft und der geringen Beteiligung spekulativer Marktteilnehmer handelt es sich um keine Spekulationsblase. Nur wenn die genannten Faktoren sich zum Nachteil verändern, droht Kupfer Ungemach.
In den Zeiten, in welchen zu Mindest in heimatlichen Gefilden viele Angst vor einem Währungs-Aus des Euros haben, investiert so manch einer in Kupfer und Gold. Da kann man doch gespannt sein wie die Lage der Kupferproduzenten sich weiterentwickelt. Das könnte noch durchaus delikat werden!