Gold und Silber narren Anleger

Verkehrte Welt

Zumindest kurzfristig. Ausgerechnet mit dem Beginn der Revolte in Ägypten fielen die Krisenmetalle. Wie ist das möglich? Jetzt, wo sich eine Beruhigung der Lage abzeichnet, springen Gold und Silber auf Rekordhochs. Verkehrte Welt?

Nein, normaler Börsenalltag. Der Markt hatte eine Beruhigung der Lage antizipiert. Gut informierte Investoren haben sich vor den Unruhen eingedeckt. Nachdem das Ereignis eintrat, verkauften sie ihre kurzfristigen Handelspositionen. Langfristinvestoren interessiert das nicht. Solange die Hausse läuft, spekulieren sie auf den primären Aufwärtstrend.

Nicht immer sind die Kurseskapaden so harmlos. Mit dem offiziellen Startschuss der Finanzmarktkrise in 2008 fiel Gold wie ein Stein. Mit dem Offenbarungseid der Investmentbank Lehman und deren Pleite im März 2008 verlor Gold in wenigen Wochen 30 Prozent an Wert. Ganz zum Entsetzen der Experten, die fürs Gold trommelten.

Von Lehmans Pleite geschockte Anleger flüchteten ins Gold und wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Wer bis heute durchgehalten hat, kam glücklich davon. Nun sehen wir Rekordkurse. Goldbullen wird das nicht überraschen. Fundamental und technisch sieht es unverändert positiv aus. An den Argumenten hat sich wenig geändert: Staatsverschuldung, Inflationsängste, Gold als Fluchtwährung…

Anders sieht das Traderleben aus. Je kurzfristiger der Anlagehorizont, desto mehr muss man auf die tatsächliche Reaktion des Marktes bei überraschenden Ereignissen achten. Die Nachricht an sich verliert an Bedeutung, die Kursreaktion steht im Vordergrund.

Fällt ein Markt bei vermeintlich guten Nachrichten, ist das ein Warnsignal. Steigt ein Markt bei negativen Nachrichten, ist das ein Zeichen von Stärke. Zumindest kurzfristig. Langfristig setzen sich die fundamentalen Trends durch.