Insiderkäufe
Die DAX-Vorstände kaufen wie schon lange nicht mehr die „eigenen“ Aktien. Sie scheinen die einzigen zu sein, die sich über die Kursturbulenzen freuen. Haben sie den richtigen Riecher? Die Top-Manager kennen „ihre“ Firma. Sehen sie volle Auftragsbücher, florierende Messen und anhaltendes Kundeninteresse? Viele Fragen.
Firmeninsider können sich irren und trotzdem richtig liegen. Richtig in Bezug auf das eigene Unternehmen, falsch im Hinblick auf den Gesamtmarkt. Wenn wir es mit einer Baisse zu tun haben, werden selbst die Aktien der besten Firmen heruntergerissen. Vielleicht nicht sofort, aber mit zunehmender Panik. Fundamentaldaten interessieren dann keinen Anleger mehr. Es zählt nur das nackte Geld auf dem Konto.
Keine Gewinngarantie
In der Finanzmarktkrise 2008 nahmen nach den ersten Abwärtswellen die Insiderkäufe ebenfalls zu. Es folgten noch günstigere Kaufgelegenheiten. Ich vermute, dass es sich bei den Top-Managern eher um Investoren handelt, die längerfristig bereit sind im Stile eines Warren Buffett Aktien ihres Unternehmens zu halten. Insofern sollten die Top-Manager mit dem verbilligen der Positionen in den fallenden Markt hinein gut gefahren sein. Zumindest, wenn die Erwartungen an die rosigen Geschäftsperspektiven eintrafen.
Nur ein Puzzleteilchen
Vermehrte Insiderkäufe nach Crashbewegungen des Gesamtmarktes sind ein Lichtblick, sollten jedoch nicht als einziges Mantra einer erfolgreichen Anlagepolitik verstanden werden. Wie heimtückisch Baissen sein können, habe ich in den vorherigen Beiträgen erläutert. Auch wenn es anders kommt, sollte dem Kapitalerhalt weiterhin eine gebührende Aufmerksamkeit geschuldet werden. Die Hausse auszurufen nach ein paar freundlichen Börsentagen, halte ich für verfrüht. Der DAX hat bisher mager reagiert. Immerhin hat er über 2000 Indexpunkte aus dem Stand heraus verloren. Da sind ein paar hundert Punkte hoch nicht die Welt.
Politik-Versagen
Das Pikante an der Situation ist, dass wir es nicht nur mit rein wirtschaftlichen Ursachen zu tun haben (Konjunktursorgen, Rezessionsängste), sondern einem unberechenbaren „Politik-Crash“. Sind die Politiker wirklich in der Lage, die Probleme bestmöglich in den Griff zu bekommen? Bisher sieht es mager aus. Erst wenn die schlimmsten wirtschaftlichen Befürchtungen und das „Politik-Versagen“ eingepreist sind, würde ich als Investor beherzt zugreifen.
Leoni – von wegen pleite
So wie damals bei Leoni in der Endphase der Finanzmarktkrise, als die Firma in den Augen der Analysten quasi vor dem Konkurs stand. Trotz schlechter Nachrichten und kollektiver Analystenschelte fing die Aktie an zu steigen. Auch wenn ich erst „viel zu spät“ bei Kursen um 13 Euro die Strategiedepots bestückt habe (Leoni war auf fast sechs Euro im Tief gefallen!) – vor wenigen Wochen war Leoni bei Kursen jenseits von vierzig Euro heiß begehrt. Die Story muss nicht vorbei sein, aber ist die Börse nicht ein wenig verrückt oder sind wir Menschen es von Zeit zu Zeit?
Wer eine Anlage in Aktien langfristig sieht – und das sollte man – kann jetzt sicher schon sukzessiv einsteigen. Es dauert nicht mehr allzu lange, dann ist auch diese Krise wieder Vergangenheit.