Geldspritzen kontra Liquiditätskrise
In einer gemeinsamen Aktion fluten die wichtigsten Notenbanken der Welt heute überraschend die Geldmärkte mit Liquidität. Damit wird endlich auf die extrem angespannte Situation hinter den Bankfassaden reagiert. Das Misstrauen der Institute ist untereinander so groß, dass man sich untereinander kein Geld mehr leiht. Hier springen nun die Notenbanken ein.
Eine Liquiditätskrise im Bankensektor, die sicher nicht darauf beschränkt bliebe, wäre Dynamit im Hochofen der Schuldenkrise. Der Ernst der Lage scheint in der Politik anzukommen. Mit dieser Aktion bekennen die Notenbanken Farbe und handeln zum Leidwesen der Shortseller.
Ich hatte in den letzten Wochen mehrfach das Thema angesprochen und erläutert, warum die Notenbanken
klotzen und nicht kleckern müssen
– schnellstmöglich. Insofern bin ich froh, dass endlich etwas geschieht.
Wo stehen wir:
- Die Chance, eine Liquiditätskrise abzuwenden, ist deutlich gestiegen.
- Die Schuldenkrise wird mit dieser Aktion nicht gelöst, aber wir gewinnen Zeit für weitere Lösungen.
- Die jüngste Intervention lässt hoffen, dass die EZB die stabilitätspolitischen Ziele vorübergehend untergewichtet. Eine klare Aussage seitens der Notenbank, die Anleihen der in Bedrängnis geratenen Staaten ohne Wenn und Aber zu stützen, könnte Vertrauen in die Märkte zurückbringen.
- Es muss klar kommuniziert werden, dass die lockere Geldpolitik nur zeitlich begrenzt durchgeführt wird.
- Der psychologische Effekt der jüngsten Notenbankintervention ist genauso wichtig wie alle genannten Punkte zusammen: „Wir sind bereit alles zu tun, um die lodernden Feuer zu löschen.“
Jetzt kommt es darauf an, den angestoßenen Prozess zu verstetigen. Es müssen weitere Lippenbekenntnisse folgen, um den psychologischen Effekt nicht verpuffen zu lassen. Gelingt es, wären nicht nur Trader am Zuge, sondern wir könnten als Langfristanleger wieder über solide Investments nachdenken.