Es tobt ein Glaubenskrieg in der Wirtschaftspolitik. Auf der einen Seite die Amerikaner, die mit einer Politik des billigen Geldes die Misere bekämpfen, auf der anderen Seite wir Deutschen mit unserer Sparwut. Wer ist denn nun auf dem Holzweg? Dazu gleich mehr. Vorher ein paar erstaunliche Zahlen.

Überraschendes von McKinsey

In einer Studie von McKinsey wurde der Prozess des Schuldenabbaus unter die Lupe genommen (Quelle: McKinsey Global Institute; Haver Analytics und diverse Notenbankstatistiken). Demnach konnten ausgerechnet die Amerikaner in den letzten drei Jahren ihre Schulden im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt senken. Anders sieht es in Teilen Europas aus. So stieg in Frankreich und Spanien die Schuldenquote deutlich an. Im sparsamen Japan fiel der Anstieg noch stärker aus.

Tickt die Wirtschaft anders?

Gelten in der Wirtschaft andere Gesetze? Im normalen Leben war es eine Tugend, zuerst das Geld zu verdienen, bevor es ausgegeben wurde. Der umgekehrte Weg funktioniert nur, wenn das Vertrauen in die Rückzahlungsfähigkeit gegeben ist. Offensichtlich haben sich die Zeiten geändert. Angesichts der Schuldenberge kann man von einer Ära der Kreditexpansion sprechen, die zu Fehlentwicklungen geführt hat. Wir spüren seit Jahren die Folgen des Deleveraging.

Sparen hui, Schulden pfui

Schulden mit Schulden zu bekämpfen klingt abenteuerlich. Wer über seine Verhältnisse lebt, bekommt Probleme. Das sagt schon der gesunde Menschenverstand. Also sparen hui, Schulden pfui? So einfach ist es leider nicht. Das zeigen die Ergebnisse der McKinsey Studie, wo ausgerechnet das „Land der Schuldenmacherei“ seine Schuldenquote senken konnte, während die sparsamen Japaner eine steigende zu beklagen haben.

Zwei Seiten der Medaille

Angesichts der polarisierenden Schuldendiskussion entsteht der Eindruck, Schulden seien per se schlecht. Das stimmt so nicht. Es ist wie mit der Medizin. In der richtigen Dosierung nützt es der Ökonomie. Erst die Dosis macht das Gift. Kredite für sinnvolle Investitionen an gute Schuldner sind der Schmierstoff für die Wirtschaft.

Auf der anderen Seite können übertriebene Sparmaßnahmen, Haushaltskonsolidierungen und restriktive Notenbankpolitik selbst eine florierende Wirtschaft an den Abgrund führen. Die Einsparungen werden negiert durch Wirtschaftseinbußen und Steuerausfälle. Treffen solche Maßnahmen auf eine angeschlagene Volkswirtschaft, dürfte Inflation kein Thema sein, sondern Deflation.

Fazit: Statt sich in ideologischen Grabenkämpfen zu verzetteln, sollte man sich auf praxisorientierte Maßnahmen beschränken. Dazu gehören geldpolitische Maßnahmen und Kredite an nicht hoffnungslose Schuldner respektive Firmen, wie auch klare Regelungen, dass unwirtschaftliches Verhalten nicht geduldet wird. Wer gegen die Regeln verstößt, muss die Konsequenzen selbst ausbaden.