Edelmetallmesse 2012: Edelmetalle – Verschnaufpause beendet?

Der Beitrag wurde per Redaktionsschluss 16. September 2012 für die Edelmetallmesse in München verfaßt. Er hat nichts an Aktualität eingebüßt. Die Edelmetalle strapazieren die Nerven der Anleger mit ihrer Findungsphase.

Im Zeichen der monetären Alimentierung

„Eine Hausse ist in vollem Gang, und sie findet bei den Rohstoffen statt – den harten Materialien und Vermögensgegenständen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen und unentbehrlich für die heutige Industriegesellschaft sind. Der Rohstoffhunger der aufstrebenden Volkswirtschaften ist enorm. Ob Öl, Metalle oder Agrarrohstoffe, diese Länder scheinen einen unstillbaren Bedarf zu haben. Angebot und Nachfrage sind aus dem Gleichgewicht.“ So lauteten meine ersten Zeilen bei der Auftaktveranstaltung des ersten Rohstoff- und Edelmetallkongress im Jahr 2005.

Keiner kann behaupten, dass die letzten Jahre langweilig waren: die Rohstoffmärkte erreichten ein grandioses Hoch, die Finanzmarktkrise erschütterte 2008 unser Finanzsystem bis aufs Äußerste, die Pleitewelle der Hedgefonds riss den Rohstoffsektor in die Tiefe, Japan entging hauchdünn dem Atom-GAU, die Schuldenkrise erschüttert Europa und die Notenbanken drucken fleißig Geld.

Goldhausse intakt

Beim Blick auf den Langfristchart müssen Goldbugs glückliche Investoren sein. Wie am Schnürchen gezogen läuft das edle Metall nach oben. Nichts zu sehen von den kräftigen Korrekturen, die zwischendurch die Anleger auf die harte Probe stellten.

Der 30-Prozent-Rücksetzer ausgerechnet zu Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 sieht harmlos aus. Anleger, die aus Angst vor einem Kollaps genau dann eingestiegen waren, verloren viel Geld – es sei denn sie blieben dabei. Der Markt schüttelte sich in 2008 und hob anschließend ab.

Genug konsolidiert?

Den letzten Abschüttler lassen wir gerade hinter uns. Gold konsolidiert seit Ende 2011 auf hohem Niveau. Keine Gefahr für den Haussetrend. Die beachtliche Rallye muss einfach verdaut werden. Je fester der Boden getreten wird, desto nachhaltiger der Ausbruch. Die mächtigen Regierungen und Notenbanken der Welt greifen dem Edelmetall mit der monetären Alimentierung unter die Arme.

Kämpfen Sie nicht gegen die Notenbanken

Was viele ahnten, ist mittlerweile offiziell: Die EZB startete die nächste Runde der monetären Alimentierung. Die Amerikaner folgten mit QE3. Ich fühle mich ein wenig in die achtziger Jahre zurückversetzt, wo die US-Notenbank vom damaligen Präsidenten Ronald Reagan mit ins Boot geholt wurde. Wiederholt sich die Geschichte auf europäischem Boden? Unterschätzen Sie nicht die Wirkung der Notenbanken auf alle Anlagemärkte!

Draghi-Put wirkt

Das EZB-Bekenntnis zum Anleihenkaufprogramm hat das Zeug zu einem großen Pivotereignis. Vergleichbar dem Drei-Jahres-Zinstender vor Weihnachten, wo die europäischen Banken mit billigen Krediten geflutet wurden. Das war die Auftaktveranstaltung für das Ende der Schuldenkrise in Europa – zumindest am Aktienmarkt.

Und Goldminen?

Gold hat sich in der Korrektur besser geschlagen als Goldminenaktien. Festigt sich Gold, gibt es keinen Grund, warum die Top-Player im Goldminenbereich nicht profitieren sollten.

Goldminenaktien zucken

Während Gold schon Stärke zeigt, trauen sich die Anleger erst zaghaft an die Goldminen ran. Kein Wunder bei den Schwankungen. Während die Korrektur bei dem gelben Metall harmlos ausfiel, erlebten Aktionäre bei den Goldminen ein Desaster. Goldminenaktien reagieren wie Optionsscheine mit einem saftigen Hebel zeitversetzt auf den Goldpreis. Wenn die Richtung stimmt ist es fantastisch, aber wehe der Schuss geht nach hinten los.

Gold im Vergleich zu den Goldminen

Die relativ bessere Entwicklung des Goldpreises im Vergleich zu den Goldminenaktien scheint zu bröckeln. Seit Anfang 2011 laufen Goldminenaktien deutlich hinterher. Das könnte sich langsam ändern, wo die monetäre Alimentierung der Notenbanken Aktionären unter die Arme greift. Goldminenaktien sind weder Fisch noch Fleisch – mal mehr Aktien, mal mehr Gold.

Halten Sie Ausschau nach frischen, wackeligen Aufwärtstrends!

Konzentrieren Sie sich auf die etablierten Top-Player. Dort fließt zuerst das Geld der Institutionellen hinein. Kleinere Werte sind zwar ebenfalls nicht ohne, aber noch riskanter als es schon die großen Minengesellschaften sind. Vergessen Sie nicht die Verlustbegrenzung.

Und Randgold?

Ich habe unzählige Mails zur vorgestellten Randgold erhalten. Vielen Dank dafür, aber bitte konsultieren Sie aus rechtlichen Gründen ihren persönlichen Anlageberater. An dieser Stelle nur der kleine Hinweis, wie erfreulich sich Randgold die letzten drei Monate im Vergleich zum Goldminenindex (rot im Chart) entwickelt hat.

Weil es so schön ist, der Langfristchart:

5. Randgold und Gold seit 2001

Abbildung 5: Randgold und Gold im direkten Vergleich.

Fazit: Pünktlich zum Redaktionsschluss (16. September 2012) befinden sich Gold und die Edelmetallaktien an einem entscheidenden Punkt. Goldminenaktien haben die Chance, endlich wieder zu punkten.

Hinweis zur Ratio-Line: Durch die Division eines Handelsgegenstandes durch einen anderen wird eine Verhältniszahl gebildet. Das Ergebnis wird grafisch als Ratio-Line dargestellt. Steigt die Ratio-Line, so ist die Kurszeitreihe des Zählers dominanter als diejenige des Nenners. Fällt sie dagegen, so ist sie schwächer als die Kurszeitreihe des Nenners. Ein Investor erkennt auf den ersten Blick, wo er investiert sein sollte und wo nicht. Ein beliebter Hedge besteht darin, den stärkeren Markt „long zu gehen“ und den schwächeren zu „shorten“. Selbst wenn beide Märkte steigen, kann der Investor per Saldo gewinnen. Voraussetzung ist, dass der anhand der Ratio-Line als stärker identifizierte Markt („long“) stärker steigt als der schwächere.