Goldhausse beendet oder Kaufchance?

Internationale Edelmetall- und Rohstoffmesse

„Eine Hausse ist in vollem Gang, und sie findet bei den Rohstoffen statt – den harten Materialien und Vermögensgegenständen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen und unentbehrlich für die heutige Industriegesellschaft sind. Der Rohstoffhunger der aufstrebenden Volkswirtschaften ist enorm. Ob Öl, Metalle oder Agrarrohstoffe, diese Länder scheinen einen unstillbaren Bedarf zu haben. Angebot und Nachfrage sind aus dem Gleichgewicht.“ So lauteten meine ersten Zeilen bei der Auftaktveranstaltung des ersten Rohstoff- und Edelmetallkongress im Jahr 2005.

Überraschung, Überraschung!

Was ist all die Jahre passiert: Die Finanzmarktkrise erschütterte 2008 unser Finanzsystem, riss mit der Pleitewelle der Hedgefonds den Rohstoffsektor in die Tiefe, Japan entging knapp dem Atom-GAU, die Schuldenkrise sucht Europa heim und die Notenbanken drucken fleißig Geld.

Und Gold?

Bei all den Problemen und der Gelddruckerei könnte man meinen, dass Gold von einem Hoch zum nächsten eilt. Eine ganze Weile lief es so, aber seit Anfang 2012 ist der Wurm drin. Wie kann das sein, wo es scheinbar so viele gute Gründe für weiter steigende Notierungen gibt?

Goldtrend - Wurm drin?

Abbildung 1: Zur Jahrtausendwende startete die Goldhausse. Vor anderthalb Jahren war die Goldwelt noch in Ordnung. Noch schlimmer erwischte es die Goldminenaktien.

Irren ist menschlich

Natürlich kann man sich irren oder die Entwicklungen verlaufen ganz anders als erwartet. Die Welt ist zu komplex, um berechenbar zu sein. Wir Menschen machen mit unseren Kauf- und Verkaufsentscheidungen die Kurse. Handeln wir immer rational? Sind es nicht Emotionen, Angst und Gier statt kühler Verstand, die die Wegmarken im Börsendschungel setzen?

Gold: Klarer Kauf!

Wie oft haben wir das gehört die letzten beiden Jahre? Dabei ist niemals etwas „klar“ an der Börse. Wenn etwas klar ist („garantiert“), dann gibt es dafür keine tolle Rendite. Die Börse verschenkt kein Geld.

Akzeptieren Sie den Markt

Wenn sich etwas nicht so verhält, wie man es eigentlich aufgrund seiner Analysen erwartet, rechnen Sie mit einer Überraschung. Es darf einem kein Zacken aus der Krone brechen, wenn man gegen seine Überzeugung zunächst von einem Vorhaben Abstand nimmt, bis die Sicht klarer wird. In dieser Phase befindet sich der Edelmetallsektor seit Herbst 2011.

Gewinnpolster schmelzen

Wer lange genug dabei ist, dürfte den Rückgang beim Gold relativ gut verkraftet haben. Das angesammelte Gewinnpolster macht es erträglicher. Wer in der Nähe der Hochs vor anderthalb Jahren eingestiegen ist, sieht das vermutlich ganz anders. Was, wenn es weiter nach unten geht bis die Schmerzen unerträglich werden?

Kopf frei oder in der Zwickmühle?

  • Anleger, die investiert geblieben sind, sind in der Zwickmühle: Kommt jetzt endlich die ersehnte Bodenbildung oder rutschen wir nach einer technischen Gegenbewegung weiter nach unten durch?
  • Investoren, die früher ausgestoppt wurden, haben es leichter: Der Kopf ist frei für die Frage, ob sich bald ein Wiedereinstieg lohnt oder man weiter abwarten sollte. Geduld beschert in diesem Fall keine Verluste.

Wiederholt sich 1975?

Wer investiert geblieben ist, hofft vielleicht, dass es ähnlich läuft wie in den siebziger Jahren. Was in Abbildung zwei (rot eingerahmt) harmlos aussieht, hat es in sich. In dem Zeitraum halbierte sich Gold. Wer das durchgestanden hatte, wurde belohnt mit einem Flug zum Mond. Die Goldhausse gipfelte in einem parabolischen Anstieg, nachdem sie fünf Jahre vorher zu Grabe getragen wurde.

Gold mit Halbierung vor finaler Kursexplosion

Abbildung 2: Die letzte Goldhausse gipfelte in einem parabolischen Anstieg, nachdem sich der Goldpreis vorher halbierte (roter Rahmen). Ganz schön heimtückisch!

Keiner kennt die Zukunft

Siebziger Jahre hin und her – Hoffen und Bangen ist ein schlechter Ratgeber. Wenn man fallende Notierungen trotz scheinbar guter Argumente ignoriert, kommt man schneller in eine Zwickmühle als gedacht. Der Markt kennt unsere Wünsche und Erwartungen nicht.

Jetzt kaufen?

Ich bin kein Hellseher, sondern lebe davon, was an der Börse tatsächlich geschieht. Ich kann nur einen Ratschlag geben, wie ich vorgehen würde. Damit der Edelmetallsektor für mich als Investor (nicht als Trader) wieder kaufenswert ist,

  • muss er sich erst nachhaltig stabilisieren,
  • einen neuen Aufwärtstrend ausbilden
  • und es darf keine andere Anlagealternative geben, die attraktiver ist.

Haftpflichtversicherung für Finanz-GAU

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Gold oder Goldminenaktien. Mir ging es nur darum zu zeigen, wie wichtig die Akzeptanz des tatsächlichen Marktverhaltens ist. Unabhängig vom Timing halte ich seit Jahren eine kleine Reserve an Goldmünzen als „Haftpflichtversicherung“ für einen Kollaps des Finanzsystems. Natürlich hoffe ich wie bei jeder Versicherung, dass der Schaden nicht eintritt. In dem Fall verkrafte ich sehr gerne den Wertverlust der wenigen Goldtaler und freue mich weiter über die Kursteigerungen der anderen Anlageformen.

Hinweis: Beitrag für das Messemagazin der internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse in München; Redaktionsschluss 20.09.2013

1 Kommentar