Shire, der Pharma-Riese in der Nische

Hohe Umsätze mit patentierten Spezialpräparaten

Seit 1896 entwickelt das britische Unternehmen im südenglischen Basingstoke Arzneimittel und Therapien. Die meisten Patienten dürften mit Produkten dieser Firma noch nie in Berührung gekommen sein, das hat einen einfachen Grund: Die Gesellschaft konzentriert sich auf Nischenprodukte für meist seltene Erkrankungen.

Kluge Geschäftsstrategie: Marktführerschaft in wenigen Bereichen

Viele Pharmakonzerne stellen Arzneimittel für den Massenmarkt her. Shire folgt einem anderen, erfolgreichen Prinzip: Die Briten beschränken sich auf wenige, kaum vorkommende Krankheitsbilder und investieren hohe Summen in die Forschung. Können sie ein Mittel entwickeln, bedienen sie die Nischen meist alleine oder mit einer überschaubaren Anzahl an Mitbewerbern. Dank des Patentschutzes dürfen weitere Konkurrenten die Arzneien nicht nachahmen.

Deshalb kann Shire die Produkte zu hohen Preisen verkaufen, der Konzern sieht sich meist keinem heftigen Wettbewerb ausgesetzt. Mit den Einnahmen lassen sich nicht nur die Kosten für die Forschung decken, darüber hinaus erzielt der Konzern hohe Überschüsse. 2012 erwirtschaftete Shire zum Beispiel knapp 750 Millionen US-Dollar Gewinn, bei einem Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar stellt das eine attraktive Umsatzrendite dar.

Für welche Krankheiten Shire Präparate entwickelt

Spezialpräparate für seltene Krankheiten entwickeln

Shire deckt mit seinen Medikamenten zahlreiche Indikationsbereiche ab. Bei ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, dürfte es sich noch um die mit Abstand bekannteste Erkrankung handeln. Hierfür bietet der Konzern die Medikamente Elvanse und Equasym Retard an.

Viel seltener kommt die Erbkrankheit hereditäre Angioödem vor, bei der Haut und Organe aufgrund von Zellmutationen Schwellungen aufweisen. Die meisten Ärzte verschreiben bei einer solchen Diagnose Firazyr von Shire. Ein weiteres Präparat belegt die gute Positionierung auf dem Markt: Replagal. Dieses erhalten Patienten, die an der angeborenen, kaum vorkommenden Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry leiden. Nur dieses Medikament und eine Arznei eines US-Konkurrenten haben die EU-Behörden bisher zugelassen.

Expansion im Nischenbereich: Zukäufe von gleich ausgerichteten Konzernen

Die hohen Überschüsse nutzt Shire gezielt dazu, Unternehmen entsprechend der Geschäftsstrategie aufzukaufen. Die Manager suchen sich Übernahmekandidaten aus, die ebenfalls Spezialpräparate anbieten. So übernahm der Konzern 2008 das Berliner Unternehmen Jerini, welches das erwähnte Arzneimittel Firazyr entwickelt hatte.

Jerini mangelte es an Kapital, um die teure Markteinführung mit den kostenintensiven Prüfverfahren und PR-Aktionen zu stemmen. Shire machte sich dies zunutze und verbreiterte so die Produktpalette. Ende 2013 nahm die Gesellschaft über 4 Milliarden US-Dollar für die Übernahme des US-Konzerns Viropharma in die Hand. Diese Firma hatte sich ebenfalls auf pharmazeutische Nischen spezialisiert. Dieser Zukauf beweist zudem, über welche Kapitalkraft die Briten verfügen.

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