Buy & Hold oder lieber Markttiming?

Hierzu eine kleine Studie…

Die Aktienmärkte fahren regelmäßig Achterbahn. Diese Tatsache haut keinen mehr vom Hocker. Ebenso selbstverständlich ist die Erkenntnis, dass die heftigen Kursausschläge entscheidend sind für die Rendite eines Anlegers. Aber hätten Sie gedacht, dass wenn man die 10 schlechtesten Tage im DAX seit 1958 vermieden hätte, ein Anleger rund 140% mehr hätte verdienen konnte als jemand, der durchgehend investiert war? Wer dagegen die 10 besten verpasste, hätte nur rund die Hälfte verdient.

Von wegen Normalverteilung

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der renommierten IESE Business School in Barcelona. Eine weitere zentrale Aussage der Studie ist die These, dass die täglichen Renditen an den Aktienmärkten nicht der Gauß’schen Normalverteilung folgen. Extreme Ausschläge kommen wesentlich häufiger vor als sie es eigentlich dürften. Damit wird die klassische Portfoliotheorie nach Markowitz & Sharpe bis hin zum CAPM in Frage gestellt. Viele Hedgefonds- und Anlagestrategien beruhen auf diesen Modellen, also demnach auf einem wackeligen Fundament.

Verluste beschränken

Eine Auswertung für den DAX über den Zeitraum von Anfang 1990 bis Ende 2006 bestätigt diesen Zusammenhang. Verpasst man nur einige der besten Tagesgewinne, sinkt die Gesamtperformance. Vermeidet man dagegen einige der größten Tagesverluste, verbessert sie sich erheblich. Ohne die 100 schlechtesten Tagesverluste sogar um ein Vielfaches wie die folgende Grafik zeigt. Das Startkapital betrug 1000 Euro.

Kaufen und Halten IESE Business School

Abbildung 1: Gewinner darf man eher verpassen, aber Verluste dürfen nicht anbrennen! Quelle: IESE Business School, Barcelona

Kaufen und Halten IESE Business School_2

Abbildung 2: Der große Renditeunterschied wird erst in der linearen Darstellung richtig sichtbar. Die Abbildung 2 ist identisch mit der Abbildung 1 bis auf die Skalierung. Die Abbildung 1 verwendet eine logarithmische Skalierung. Quelle: IESE Business School, Barcelona

Anhänger der Kaufen & Halten Strategie könnten argumentieren, dass es unmöglich ist, die schlechtesten Tage zu vermeiden und die besten Tage zu erwischen. Deshalb sei es am besten, immer investiert zu sein. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in dem Beobachtungszeitraum nur drei Baissejahre vorkamen. Wie wäre das Ergebnis in einem reinen Baissemarkt ausgefallen?

Timing ist wichtig

Auf der anderen Seite legt die Studie nahe, dass sich bereits ein mittelmäßiges Timing sehr vorteilhaft auf die Gesamtperformance auswirken kann. Das es geht, beweisen einige herausragende Trader weltweit. Aber es gibt auch extrem erfolgreiche Value Investoren vom Schlage eines Warren Buffett, deren Anlagepolitik sich durch eine lange Haltedauer auszeichnet. Fest steht jedenfalls, dass nur wenige Tage im Jahr einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtperformance haben, während der Rest des Jahres unbedeutend verläuft.

Nur die Besten CRVs

Kommt Ihnen das nicht bekannt vor? Dahinter steht die Börsenweisheit, nur besonders attraktive Chance- / Risikoverhältnisse (CRV) zu handeln, die leider nur wenige Male im Jahr vorkommen. Dazu passt die Tatsache, dass die Märkte überwiegend in einem Seitwärtstrend verlaufen, der nur von kurzen Trendphasen unterbrochen wird. Geduld und Disziplin sind an der Börse eine Tugend, Overtrading eine Todsünde.

Bitte den Ausstieg nicht vergessen!

  • Die meisten Anleger wenden sehr viel Zeit auf für die Suche nach dem optimalen Einstieg.
  • Genauso viel Aufmerksamkeit sollte dem Ausstieg gewidmet werden!
  • Und vergessen Sie die Verlustbegrenzung nicht – vor jedem Trade muss der Stop-Loss definiert und gesetzt werden (an der Börse oder mental).
  • Einfach, aber genial: „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“
  • Nur, warum hält sich kaum einer daran (oder irre ich mich)?

Einfach oder kompliziert?

  • Kompliziert ist nicht besser
  • Alle Entscheidungen und Parameter müssen nachvollziehbar und verständlich sein
  • Lieber eine gute, verständliche Methode mit drei bewährten Indikatoren, als ein unüberschaubares „Indikatorenparlament“ kombiniert mit einem „akademisch“ äußerst interessant klingenden Modell, das selbst Nobelpreisträger kaum verstehen.
  • Letztendlich ist der Anleger selbst der ausschlaggebende Erfolgsfaktor, nicht das Modell.
  • Beherzigen Sie das K.I.S.S.-Prinzip
  • Also, halten Sie es einfach und nachvollziehbar
1 Kommentar