Unser Finanzminister Peer Steinbrück hat eine neue Idee. Mit einer Steuer in Höhe von 0,05 Prozent auf alle grenzüberschreitenden Finanztransaktionen in den G-20 Staaten ließen sich rund 690 Milliarden an Steuern vereinnahmen. So ein Bericht in der Financial Times.
Es ist Wahlkampfzeit. Handelt es sich um einen weiteren populistischen Vorstoß, um die bösen Spekulanten zur Räson zu bringen? Der Vorschlag einer Tobin-Steuer ist nicht neu. Er geht jedoch am Ziel vorbei (es sei denn, das Staatssäckel soll gefüllt werden). Es ist eine Illusion, die Finanzbranche mit staatlichen Mitteln an die kurze Leine nehmen zu wollen. Zum Glück dürfte sein Vorschlag international nicht durchsetzbar sein.
Was sich gut anhört, ist betriebswirtschaftlich fragwürdig
Ein Staat, der tagtäglich durch seine Haushaltslöcher beweist, dass er mit dem Geld seiner Bürger nicht ökonomisch umgehen kann, soll es richten? Ich habe da meine Zweifel.
Die Geschichte ist ein trauriger Zeuge, wohin zuviel Staatsdirigismus führen kann. Natürlich geht es nicht ohne Rahmenbedingungen. Aber bitte so wenig wie möglich. Es gibt andere Wege. Man kann beispielsweise eine höhere Eigenkapitalquote fordern oder bestimmte Bilanzierungswahlrechte einschränken.
Warum ist es erlaubt, bestimmte Risiken in der Bilanz auszulagern? Damit wird der ursprüngliche Zweck einer Bilanz, über das tatsächliche Vermögen und die Solidität eines Unternehmens Rechenschaft zu leisten, ausgehebelt. Nur so konnten die „SPV’s“, jene Zweckgesellschaften entstehen, die aus dem Nichts die „schlechten“ Kredite in einwandfreie Schuldner verwandelten. Doch damit nicht genug. Das Zauberwort Leverage setzte dem ganzen die Krone auf. Die verzauberten Kredite wurde als Sicherheiten für neue Kredite genutzt. Ein perpetuum mobile für die beteiligten Akteure, bis der Zauber verflog und der Öffentlichkeit sein wahres Gesicht in Form der Finanzmarktkrise offenbarte.
Die Einschränkung des Leverage, die Forderung nach mehr Transparenz und einer besseren Eigenkapitalausstattung sind nur einige Optionen. Eine weitere besteht darin, die Verantwortlichkeit des Individuums für sein Handeln zu stärken. Wer als Entscheidungsträger Risiken eingeht, muss für die Konsequenzen gerade stehen. Bis hin zu persönlichen Regressnahme. Nur so werden Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen. Wer dagegen nur gewinnen kann, ohne das Verlustrisiko zu tragen, wird viel zu viel riskieren auf Kosten anderer.
Wenn dieser elementare Zusammenhang außer Kraft gesetzt ist, überrascht es nicht, dass Manager und Politiker unangemessen hohe Risiken eingehen, die sie sonst meiden würden. Können dadurch noch ganz legal persönliche (meist finanzielle) Vorteile erlangt werden, wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Einige der Fehlentwicklungen haben wir in Form der Finanzmarktkrise deutlich zu spüren bekommen. Leider ist das Phänomen nicht nur auf diese Branche beschränkt.
Es bedarf eines strikten Umdenkens. Jeder muss konsequent für sein Tun gerade stehen. Ohne Ausnahme. Was im Privaten gilt, muss auch im Geschäftsleben wieder selbstverständlich sein.