Dividendenstrategie

Gewinne mit weniger Stress – ein altbekanntes Rezept

Es müssen nicht immer heiße Spekulationen sein. Auch vermeintlich langweilige Strategien und Aktien erfüllen ihren Zweck. Immer wenn es an den Märkten geknallt hat, erleben die Klassiker eine Renaissance. Kein Wunder, dass so mancher Anleger die Dividendenstrategie wieder für sich entdeckt hat. Die Dividendenstrategie ist eine einfache, aber erprobte Value-Strategie, die sich nicht nur für konservative und langfristig orientierte Investoren eignet.

Von Hunden und Rendite

Die Dividendenstrategie zählt zu den „sichersten“ Aktienstrategien. Sie wird seit Jahrzehnten mit großem Erfolg in den USA praktiziert und ist unter dem Namen „Dogs of the Dow“ bekannt. Auch in Deutschland erlebt sie ein Comeback, wie man aus den Mittelzuflüssen in diesem Fondssegment erkennen kann. Das Prädikat „sicher“ hat seit der Finanzmarktkrise große Kratzer abbekommen. Firmenpleiten von „Blue Chips“ wie General Motors blieben nicht ohne Folgen. Beachten Sie bitte die Bedeutung des gerne verwendeten Begriffs „Blue Chip“ als Synonym für seriöse und wenig riskante Aktien…

In der Urform dieser Strategie werden zu gleichen Teilen die zehn Aktien des Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite gekauft. Nach einem Jahr erfolgt die Anpassung an die neuen Dividendenrenner. Ein Investment von 10.000 US$ Anfang 1980 in den gesamten Dow Jones erbrachte bis Ende 2002 164.600 US$, während eine Anlage nach der „Dogs of the Dow“- Strategie auf 249.300 US$ anstieg und demnach 51 Prozent mehr brachte.

Qualität + Dividendenzahlungen

Die Gründe für die überdurchschnittlichen Ergebnisse der Dividendenstrategie liegen auf der Hand: Der Wertzuwachs wird zu einem erheblichen Teil von dem üppigen Dividendenfluss, der reinvestiert wird, gespeist. In einer Phase, in der sich wie allgemein erwartet, die Börse seitwärts bewegt, steigern Dividenden das Gesamtergebnis der Anlage. Zudem erfolgt die Anlage in bekannte Qualitätstitel, was eine gewisse Absicherung nach unten verspricht.

Dividenden sind Cash – keine „weichen“ Buchhaltungszahlen. Ein Unternehmen, das hohe Dividenden zahlt, dokumentiert dadurch, dass es über die dafür erforderlichen Gewinne und Liquidität verfügt. Dividenden haben auch eine Signalfunktion, weil sich die Unternehmen verpflichtet fühlen, die einmal erreichte Dividendenhöhe über Jahre hinweg zu halten. Bei Kürzungen werden sie mit Kursabschlägen vom Markt bestraft (Disziplinierungseffekt).

Antizyklische Elemente

Die Dividendenstrategie hat gleichzeitig einen konträren Zug. Die Kurse der meist reifen Unternehmen sind wegen Wachstumsschwierigkeiten schwach („Hunde“). Auf Grund ihrer Größe werden alle Anstrengungen unternommen, um diese Unternehmen zu redynamisieren. Nach einem Neustart machen die Hunde dann Tigersprünge.

Der Vermögensverwalter Michael O´Higgins hat die Dividenden-Strategie von Benjamin Graham aus den 30er Jahren verfeinert. Graham hatte vorgeschlagen, die zehn Dow-Jones-Aktien mit der höchsten Dividendenrendite auszuwählen und jeweils ein Jahr lang zu halten.

Higgins Variante

Die O’Higgins-Strategie ist differenzierter: Anleger sollen aus einem Index die zehn Aktien mit der höchsten Dividendenrendite zusammenstellen. Aus der Zusammenstellung sollen sie die fünf billigsten Aktien zu gleichen Anteilen kaufen und genau ein Jahr lang im Depot halten. Die „billigsten“ Aktien sind diejenigen, deren Kurs am niedrigsten ist. Nach einem Jahr wird das Depot anhand dieser Kriterien neu zusammengestellt.

In den USA hat diese Strategie von 1973 bis 1995 jährlich über 20 Prozent Rendite erwirtschaftet, der Dow Jones Index „nur“ 10,9 Prozent im Jahr. Nur vier Mal hat diese Auswahl den Index nicht schlagen können. In anderen Ländern war die Strategie leider nicht so erfolgreich. Nach einer Vergleichsrechnung der Investmentbank Merrill Lynch hat sie in Europa nur in Deutschland überzeugt. Das O’Higgins-Depot hat für den Zeitraum von 1987-2001 in Deutschland eine jährliche Wertsteigerung von etwa 25 Prozent erzielt, während der Dax jeweils nur um etwa 12 Prozent zugelegt hat. Es gibt viele Varianten. So berücksichtigen einige die statistisch guten Zeitabschnitte für Aktien (Saisonalität, Zyklen).

Guter Schnitt, einfache Umsetzung

Die Dividendenstrategie ist eine über die Jahre statistisch nachweisbar erfolgreiche Anlagemethode, wenn auch in den letzten Jahren die Rendite nachgelassen hat. Je mehr Anleger nach den gleichen Regeln anlegen, desto weniger ist anschließend zu verteilen. In Phasen eines ausgesprochenen Börsenauf­schwungs werden die Ergebnisse im Vergleich zu dynamischeren Ansätzen deutlich zurückbleiben. Ein weiterer Wermutstropfen ist der Wegfall des Steuerprivilegs in Deutschland. Aktiengewinne sind nach einem Jahr Haltedauer nicht mehr von der Steuer befreit.

3 Kommentare
  1. Hallo,
    ich nutze selber eine Dividendenstrategie zum Vermögensaufbau. Ich sehe jedoch ein Problem mit solch mechanischen Strategien. Ich denke es ist gefährlich sich ausschließlich auf eine hohe Dividendenrendite zu verlassen. Viel mehr sollte man eine kontinuierliche Dividendenzahlung in den Vordergrund stellen, denn die Dividendenrendite allein ist noch kein Valuekriterium, da kurzfristig auch mehr ausgeschüttet werden kann als sich das Unternehmen leisten kann. Erst wenn ein Unternehmen langfristig steigende Dividenden zahlt kommt es für mich in die engere Auswahl.

  2. Dass auch eine an sich durchaus „vernünftige“ Strategie ihre Tücken hat, konnte man 2008/2009 sehen:
    Viele Banken zahlten hohe Dividenden, waren entsprechend im Index hoch gewichtet und anschliessend verhungerten Kurse und Ertrag.
    Klumpenrisiko, wo es keiner gesehen hat.
    Tja:-(
    Gruss P. Schneyder