Wenn defensive Aktien Fallsucht bekommen
In Zeiten niedriger Zinsen flüchteten viele Ex-Sparer und defensive Aktienanleger in Top-Dividendenaktien bekannter Weltkonzerne. Eine gute Idee, da die vermeintlich besten „Witwen- und Waisenpapiere“ ein Garant für hohe Dividendenzahlungen und stetige Kursgewinne schienen. Die wunderbare Welt der sorglosen Geldvermehrung ist vorbei.
Zinsbonus schwindet
Prominente Vertreter dieser besonderen Spezies wie British American Tobacco, Procter & Gamble oder Reckitt Benckiser kennen seit Wochen nur eine Richtung: abwärts! Natürlich können unternehmensindividuelle Probleme eine Rolle spielen, aber auf allen Aktien dieser Gattung lastet die Zinswende.
Dividenden als Zinsersatz
Milliardensummen wurden in Dividendenaktien zwischengeparkt, weil Anleihen keine ordentlichen Zinsen brachten. Mit dem Zinsanstieg kehrt sich der Effekt um. Anleihen werden zur Konkurrenz. Der gewährte Zinsbonus schwindet, die Witwen- und Waisenpapiere kommen unter Druck.
Phase der Anpassung
Was harmlos klingt, kann selbst bei den besten defensiven Aktien zu Kursverlusten von dreißig Prozent oder mehr vom Allzeithoch führen. Im Falle einer mehrjährigen Seitwärtsphase lässt sich die saure Gurkenzeit dank Dividendenzahlung leichter ertragen, sofern man die Opportunitätskosten ignoriert.
Anleger, die über ein vermeintlich defensives Aktiendepot verfügen, sollten sich schnellsten Gewissheit darüber verschaffen, ob dem noch so ist.