Clever investieren, daran sollten Sie denken

Vier entscheidende Fragen vor dem Aktienkauf

Es gibt unzählige Ratgeber und Expertenmeinungen zum Investieren. Trotzdem scheint es nur eine Minderheit zu geben, die nachweisbar erfolgreich an den Märkten handelt und davon leben kann.

Mit vier Fragen möchte ich Einsteigern und verzweifelten Anlegern einen Denkanstoß geben, warum man den Irrweg des ständigen Nachrichtenkonsums, Experten-Stalking und der tausend Indikatoren verlassen sollte.

Vermögen werden über Jahre aufgebaut, nicht im Sekundentakt durch wildes Hin und Her.

Der Kampf gegen sich selbst

Nach dreißig Jahren Börsenhandel bin ich davon überzeugt, dass es den einen richtigen Weg nicht gibt, aber unzählige Möglichkeiten sein Geld zu verlieren. Fleiß, Lernbereitschaft und aus seinen Fehlern zu lernen, sind wichtige Eigenschaften, aber es gehört mehr dazu.

Intuition ist der Schlüssel

Gelingt es die tägliche Börsenpraxis in ertragreiche Verhaltensweisen umzumünzen, ist die Intuition eine mächtige Verbündete. Sie ist weder käuflich, noch fällt sie vom Himmel. Sie ist gelebte Börsenpraxis. Die Essenz erfolgreicher Verhaltensweisen. Bis es soweit ist, dürften harte Jahre ins Land gehen. Viele Trader verzeifeln oder „überleben“ die Lernkurve nicht.

Grenzen der Intuition

Leider wissen wir nie genau, ob eine Handelsidee der Intuition entspringt oder die Börse unsere Emotionen (Angst, Gier) manipuliert. Die Märkte sind ein Meister darin, uns in die Falle zu locken. Aus diesem Grund sollte die Intuition von einem bewährten Regelwerk unterstützt werden. Es fördert die Gewinnchancen und begrenzt den Schaden, wenn uns Emotionen in die Irre leiten.

Vier Fragen, die Sie als Investor beantworten sollten:

  1. Bietet mir der Markt einen Vorteil? (Marktphase)
  2. Ist jetzt der richtige Kaufzeitpunkt? (Aktie)
  3. Wieviel sollte ich kaufen? (Positionsgröße)
  4. Wann sollte ich verkaufen?

Ein systematischer Investmentprozess ist die Basis für den Börsenerfolg

1. Bietet mir der Markt einen Vorteil?

Zunächst sollte man sich als Investor einen Überblick über den Gesamtmarkt verschaffen, bevor Einzeltitel erworben werden. Die beste Aktie wird es im falschen Markt schwer haben, mit Kurssteigerungen zu glänzen.

Über zwei Drittel der Aktienkursbewegungen gehen zurück auf die allgemeine Markt- und Branchenentwicklung.

Die Märke schwanken zwischen den Extremen Hausse und Baisse. Dazwischen gibt es viele Dips und Marktkorrekturen. Marktrücksetzer verschaffen Anlegern einen Preisvorteil und helfen, Gewinneraktien zu identifizieren.

Hausse und Baisse sind untrennbar miteinander verbunden.

Hausse und Baisse gehören dazu. Angst und Gier sorgen für Exzesse, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Markteinbrüche bieten Kaufchancen.

Das Prinzip von Trend, Bewegung, Korrektur

Ein Trend setzt sich zusammen aus einer Abfolge von Bewegungen und Korrekturen.

  • Die Bewegung erfolgt in Richtung des übergeordneten Trends.
  • Die Korrektur erfolgt entgegen der übergeordneten Trendrichtung.

Das Prinzip von Trend, Bewegung und Korrektur

Buy on Dips

Während Trader primär versuchen die Bewegungen und Korrekturen profitabel zu begleiten, handelt ein Investor den übergeordneten Trend. Er kann seinen Einstieg optimieren, indem er in eine Korrektur hinein Positionen in Richtung des übergeordneten Trends aufbaut („Buy on Dips“). Je stärker die Marktkorrektur, desto größer der Preisvorteil. (Mehr über Trends im Beitrag Prinzipien der Technischen Analyse).

Achten Sie auf die Wall Street

Die Weltleitbörse gibt den Takt vor. Sie beeinflußt die internationalen Märkte. Selbst wenn Sie nur deutsche Aktien handeln, sollten Sie den altehrwürdigen Dow Jones, das Fieberthermometer S&P500, die Technologiebörse Nasdaq und den Nebenwerteindex Russell 2000 im Auge behalten.

DAX: Hebel auf die Wall Street

Unser heimischer DAX ist dafür bekannt, wie ein Optionsschein mit starken Ausschlägen auf die Wall Street zu reagieren. Wer nur den DAX anlysiert ohne die Weltleitbörse zu beachten, erlebt sein blaues Wunder. Einen zweiten Blick sollten Sie auf die Heimatbörse und Branche ihres Aktienfavoriten richten.

Woran erkennt man eine günstige Gelegenheit?

Daran das sich das Depot rot färbt und die Angst vor Aktien zunimmt. Eine bessere Möglichkeit besteht darin, einen Vergleichsmaßstab als Signalgeber zu nutzen. Je nach Ausmaß des Rücksetzers (überverkauft, Dip oder Korrektur) können Signalmarken definiert werden, ab denen es interessant für ein Kaufsetup wird. Ziel ist es, sich mit Rückenwind durch den Markt einen Preisvorteil zu verschaffen.

Extrema in Marktstrukturdaten

Wie könnte so ein Vergleichsmaßstab als Signalgeber aussehen? Die Börsenhistorie liefert wertvolle Hinweise. Extrema in Marktstrukturdaten wie zum Beispiel das Verhältnis von gestiegenen zu gefallenen Aktien oder neue Jahreshochs versus Jahrestiefs helfen dabei. Es gibt viele Möglichkeiten. Ein weiteres Beispiel mit der Volatilität habe ich unter der Überschrift extreme Vola-Spitzen signalisieren Dips (etwa in der Mitte des Beitrags) beschrieben.

Realistisches Ziel ist es, einen Zeitpunkt mit einem ordentlichen Kursabschlag zu erwischen.

Je häufiger das gelingt, desto besser für die Durchschnittsrendite wie das Beispiel mit Fuchs Petrolub zeigt.

2. Ist jetzt der richtige Kaufzeitpunkt?

Hat man wie unter Punkt eins beschrieben eine vorteilhafte Marktphase identifiziert, kommt mit der Selektion der richtigen Aktie zur richtigen Zeit die Kür. Es geht mir nicht darum möglichst „billig“ einzusteigen, sondern Gewinnchancen mit geringem Risiko einzugehen.

Es gibt im Prinzip vier Arten von Handelssignalen und unzählige Setups. Tausende Seiten Tradingliteratur beschäftigen sich damit. Stöbern Sie in meinem Börsenblog und den Bibliotheken dieser Welt. Experimentieren Sie. Picken Sie sich die für Sie passenden Ideen heraus, aber halten Sie es einfach. Widerstehen Sie der Analyseparalyse.

Finden Sie die Leader!

Als Belohnung winken Qualitätsaktien wie Church & Dwight, Colgate-Palmolive, General Mills, Fuchs Petrolub und weitere Top-Titel.

Church and Dwight da kann man nicht meckern

Eine langweilige Aktie, aber fantastisch fürs Portemonaie! Church & Dwight ist eine von 250 Qualitätsaktien weltweit in unserem Ranking, die seit Jahrzehnten die Aktionäre glücklich macht.

3. Wieviel sollte ich kaufen?

Die Positionsgröße wird oft stiefmüterlich behandelt. 100.000 Euro geerbt, auf zehn Aktien  a‘ 10.000 Euro aus unterschiedlichen Branchen und Ländern gestreut, fertig. So bitte nicht! Die Diversifikation über zehn bis fünfzehn Top-Aktien aus unterschiedlichen Branchen und Ländern ist okay, aber es fehlt etwas. Einen Tipp zum Positionsaufbau finden Sie bei den Investment Ideen.

Die richtige Positionsgröße ist ihr Sicherheitsnetz, um Tiefschläge zu verdauen. Es ist ein großer Unterschied,

  • ob ich bei einem Einzeltitel fünf Prozent von der Hälfte meines Gesamtkapitals verliere,
  • oder zwanzig Prozent von fünf Prozent des Gesamtkapitals.

Im ersten Fall habe ich das Stop-Loss zwar sehr eng gesetzt, aber durch die hohe Depotgewichtung insgesamt 2,5% des Gesamtkapitals verloren. Das ist eindeutig zuviel.

Im zweiten Fall ist der Verlust des einzelnen Engagements prozentual höher, aber durch die geringere Depotgewichtung verliere ich nur ein Prozent des Gesamtkapitals.

Lesen Sie dazu meinen Beitrag zur Positionsgröße und der 1%-Regel. Ohne korrektes Positionsgrößenmanagement droht die Pleite.

4. Wann sollte ich verkaufen?

Am liebsten nie, solange die Perspektive stimmt und es keine besseren Aktien gibt. Denken Sie an Aktien vom Kaliber einer Church & Dwight. Mit den richtigen Aktien ist Sitzfleisch der größte Renditeturbo. Ein Privileg erfolgreicher Investoren.

Wenn man die richtigen Aktien hat, darf  man sich nicht von jeder Kursschwankung abwerfen lassen. So werden Vermögen über die Jahre aufgebaut.

Die üblichen Kapitalschutzkonzepte wie Value at Risk, Average True Range oder Stop-Loss liefern bei Trendfolge-Strategien schlechte Ergebnisse. Fast scheint es so, dass die nach klassischer Manier gesetzten Stopps zum Nachteil der Anleger abgefischt werden. Das führt zu unnötigen Kosten und unglücklichen Verkäufen. Ich gehe einen anderen Weg.

Mit einer speziellen Absicherungsmechanik vermeide ich die negativen Begleiterscheinungen klassischer Verlustbegrenzungsstrategien. Dabei achte ich besonders auf

  • das spezifische Zeitfenster des jeweiligen Handelsobjekts
  • die Entwicklung des Einzeltitels im Vergleich zur Branche
  • das typische Verhalten der meisten Marktteilnehmer
  • fundamentale Pivotpunkte und Pivotzonen
  • die Besonderheit der Trendstuktur
  • institutionelle Katalysatoren
  • Marktverfassung

Pivotzonen haben sich bewährt für Aktien dieses Kalibers. Es hat seinen Grund, warum Käufer und Verkäufer die Musik machen.

Church and Dwight Test in Pivotzone erfolgreich bestanden

Abbildung oben: Church and Dwight hat den Test in der Pivotzone erfolgreich bestanden. Mit klassischer Verlustbegrenzung wäre man wahrscheinlich unglücklich ausgestoppt worden.

Lernen, lernen, lernen

Das war eine ganze Menge Stoff im Schnelldurchlauf. Lassen Sie es sacken. Mit der Zeit geht es flott von der Hand. Learning by doing.

Seien Sie professionell

Wenn Sie Trading als Spiel oder Hobby betrachten, werden Sie vermutlich draufzahlen. Hobbies kosten Geld.

Trading und Investment sind kein Spiel, sondern ein knallhartes Geschäft. In dem Finanzbecken tummeln sich Haie und kleine Fische. Es ist nicht sicher, zu welcher Kategorie man gerade gehört. Feilen Sie an Ihren Fähigkeiten. Wer es ohne gründliche Vorbereitung angeht, füttert die Haie. Wer lebenslang lernt und die guten Erfahrungen umsetzt, genießt Freiheiten, die es in keinem anderen Beruf der Welt gibt.

Wünsche eine gute Jagd im Börsendschungel!

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